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Weaweaz
04.05.2001
Weaweaz - "Mimi im Quellfluss meerwärts danzt Theater weaweaz". Das zweite zeitgenössische Projekt des Kulturverein Rossmarkt zur Landlwoche.
Das Konzept: Ihr Weg hat sich schon oft verändert. Durch die Stadt zieht sie sich als geschwungenes Band, ihrem Ziel entgegen. Die Trattnach erleben wir Tag für Tag. Doch an diesem Abend steht sie im MIttelpunkt des Geschehens. Wir rücken Ihre Klangvielfalt und den Tanz der Wellen ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Seine Sinne an Plätzen beleben und aktivieren, wo sie ansonten nur selten die Chance dazu bekommen, oder ganz anderen Reizen folgen, das ist die Motivation zu dieser Klang- und Tanzinstallation.
Choreographie/Tanz: Angela Flam Klangregie: Christoph Herndler Konzept: Walter Schwung Ensemble: Mimi danztTheater (Agnes Dinkhauser, Theresa Dinkhauser, Judith Schachinger)
was.ist.los? vom 04.05.2001 "WEAWEAZ" Angela Flam, Choreographie Mary Fernety, Video Christoph Herndler, Komposition Trattnach, Grieskirchen, 4. Mai 2001 Roßmarkt/Landlwoche
Die Trattnach gehört zum Leben in Grieskirchen. Das Wasser findet aber kaum Beachtung. Außer bei den Fischern. Gemeinsam mit Angela Flam und Christoph Herndler will Walter Schwung dies ändern. Mit dem Projekt "Weaweaz", das Teil der bis 6. Mai dauernden Landlwoche ist, soll die Lebensader hörbar, empfindbar, erlebbar gemacht werden.
Von Reinhold Gruber
Es gibt so viele Plätze im engeren Lebensumfeld, an denen wir achtlos vorbeigehen. So joggt auch der 32-jährige Walter Schwung öfter an den Ufern der Trattnach. Erlebt er deshalb das Rauschen des Wassers anders? Nicht wirklich.
So ist es auch einfach nur eine Wiese vor der Haberfellner-Mühle, auf die Schwung und seine Kollegen den Blick der Menschen richten wollen. Inspiriert zu einer akustischen (Herndler) und tänzerischen (Flam) Auseinandersetzung mit dem Wehr und dem Donnern des Wassers hat Schwung das Projekt "MaraTon", das im Vorjahr vom Kulturverein Rossmarkt initiiert wurde. Auch damals ging es darum, die engere Welt der Grieskirchner auf andere Art hörbar zu machen.
Bei "Weaweaz", das schlicht und einfach "wehrwärts" heißt - Stichwort Dialekt -, geht es auch um die andere Hörweise. "Jedes Wehr hat eine wahnsinnige Geräuschkulisse. Herndler wird den Klang zu dem Rauschen modulieren, erweitern und verändern. Der Bewegung des Wassers wird sich Angela Flam mit ihrer Tanzperformance anzunähern versuchen", erklärt Schwung, was sich da am 4. Mai an ungewöhnlicher Stelle zutragen wird.
Für das Publikum ergibt sich daraus eine spannende Auseinandersetzung, ist der 32-Jährige überzeugt. "Die Menschen können in den Raum hineingehen, die Wiese also auch aktiv in Beschlag nehmen. Sie können aber auch von der anderen Uferseite beobachten." Wie es jeder selbst erleben will, das hängt im Wesentlichen vom Wetter ab. "Sollte uns das Wetter im negativen Sinn erschlagen, dann wissen wir nicht, was wir machen. Im Moment gehen wir aber zu 95 Prozent davon aus, dass wir ¸Weaweaz` aufführen werden."
Anderer Alltag Den Alltag auf eine andere Position zu heben - das ist der Anspruch, den Schwung an das Konzept knüpft. Wer sich in diesem spannenden Umfeld eine spannende Geschichte anschauen will, soll es tun. Denn mit dem Zeigefinger will Schwung nicht agieren. "Ich bin kein philosophischer Künstler", sagt er. Auch wenn ihm der Hintergrund dessen, was mit dem Projekt vermittelt werden soll, schon sehr wichtig ist. Dies hat auch etwas mit der Ausbildung des gebürtigen Grieskirchners zu tun. Schwung hat das Studium der Musikwissenschaften abgeschlossen, nachdem sich ein erster Feldversuch im Thema Volkswirtschaft als persönlich nicht zielführend erwies. Mit dem Wechsel des Studiums ging auch der Wechsel von Oberösterreich nach Wien einher. Das Leben in der Hauptstadt hat ihn geprägt, denn seins war es nicht. Als er in seine Heimat zurückkehrte, suchte er seine Freunde und schuf sich so seine eigene Welt, wie er sagt.
In dieser Welt war der Kulturverein Rossmarkt eine wichtige Adresse. Dort begann Schwung mit Idealismus und Enthusiasmus Projekte zu entwickeln, von denen er weiß, dass sie vielen Menschen nicht wirklich viel sagen. "Aber ich habe dort eine Spielwiese gekriegt", sagt Schwung. Und er konnte Erfahrungen sammeln, die ihm heute keiner mehr wegnehmen kann.
So hat es sich im Rossmarkt auch ergeben, dass Schwung bei jener Gruppe dabei war, die in einem Studio Radiogeschichten produziert hat. Diese Geschichten, die "nur für uns bestimmt waren", haben den für die Ethno-Musikologie begeisterten Grieskirchner dann auch beruflich eingeholt. Als vor drei Jahren die Privatradios in Österreich ihre Geburtsstunde feierten, machte Schwung Nägel mit Köpfen. "Ich habe mir gedacht, wenn ich da jetzt nicht zum Radio komme, dann brauche ich es nie mehr zu versuchen." Er kam zum Linzer City-Radio und ist dort heute als Info-Chef tätig. Am reizvollsten ist für den jungen Mann mit der sympathischen Ausstrahlung das kreative Arbeiten. Experimentieren und Ideen finden, bezeichnet er als seinen künstlerischen Antriebsmotor. Das hat sich auch bei der Realisierung von "Weaweaz" gezeigt, das eigentlich auf einer "alten Idee" von Heinz Brauneis beruht. Aber Schwung hat es mit seinem Team zu einem neuen Projekt gemacht. Ein Projekt, das von Idealismus geprägt ist. Denn solchen benötigt man, will man in diesem Metier arbeiten.
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